Homophobie
Handeln gegen Homophobie
Homophobie ist bisweilen noch immer ein Problem in Fußballstadien. Beim SK Rapid wissen sie das nur zu gut, nicht erst seit den Vorfällen rund ums Derby. Der Verein hat nach den Strafen Konsequenzen gezogen und geht das Problem an. Doch auch andernorts haben die Klubs den Kampf gegen Homophobie aufgenommen.
Auf die Freude über den ersten Derbyheimsieg in Hütteldorf seit zehn Jahren folgte der Frust. Es war wohl der Aufreger der abgelaufenen Saison – die homophoben Gesänge einiger Spieler und Fans des SK Rapid nach dem Sieg über den FK Austria Wien im Frühjahr 2024. Der SK Rapid, der sich seiner sozialen Funktion und Vorbildwirkung bewusst ist und diese in vielerlei Hinsicht lebt, musste reagieren – und tat es. Nach den von der Österreichischen Fußball-Bundesliga ausgesprochenen Strafen präsentierten die Wiener nach intensiver interner Aufarbeitung mehrere Maßnahmen zur Bekämpfung von Homophobie und Sexismus. „Der SK Rapid ist sich darüber bewusst, dass dies ein langfristiger Prozess ist. Deshalb wird sich der Verein kontinuierlich kritisch mit Homophobie und Sexismus auseinandersetzen und sich durch stetige Selbstreflexion weiterentwickeln“, heißt es vom Verein. Homophobie und Sexismus seien leider auch im Fußball allgegenwärtig, nur indem aktiv dagegen vorgegangen werde, könne ein Wandel geschehen. Ziel des Maßnahmenpakets sei es daher, das Leitbild des SK Rapid – wonach menschliche Vielfalt und eine offene Gesellschaft den Verein auszeichnen – vorzuleben.
Sensibilisieren und Vorbeugen
Das soll sich nicht nur auf die Rapid-Gemeinschaft beschränken. Um seiner Vorbildrolle gerecht zu werden und für ein inklusives und offenes Weltbild einzustehen, hat der Verein einen Maßnahmenkatalog mit zehn Punkten aufgestellt. Dieser beinhaltet unter anderem folgende Ziele: Die an den Vorfällen beteiligten Spieler und Funktionäre übernehmen Verantwortung für ihr Handeln und werden freiwillig entsprechende Organisationen gegen Diskriminierungen unterstützen. Zudem besuchen sie verpflichtend eine Sensibilisierungsschulung, die sie selbst bezahlen.
Weiters werden sie sich aktiv als Botschafter für das Leitbild des SK Rapid gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung einsetzen. Damit es in Zukunft nicht erneut zu ähnlichen Vorfällen kommt, legt der Verein fortan in allen Arbeitsverträgen fest, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vollumfänglich zum Leitbild des SK Rapid bekennen und entsprechend handeln. Gleichzeitig soll der vereinsinterne Ethikrat entsprechende Sanktionsmechanismen bei Verstößen erarbeiten und konsequent umzusetzen.
Der SK Rapid will laut eigener Aussage zudem positive Anreize für Initiativen gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung schaffen. Dazu wird ein eigener Preis für die besten Faninitiativen gegen Diskriminierung ausgelobt. Außerdem richtet der Verein eine Stabsstelle für Diversitätsmanagement und Nachhaltigkeit ein und will eine Studie zum Umgang mit Homophobie im Fußballstadion initiieren und dazu auch mit Forschungsinstitutionen zusammenarbeiten. Ergänzen soll dies auf wissenschaftlicher Ebene ein internationaler Kongress.
Linzer Klubs schulen schon die Jüngsten
Das Thema Homophobie ist bei allen Bundesliga-Klubs präsent, wie eine Umfrage ergab. Schwulenfeindliche Gesänge haben die meisten zwar nicht zu vermelden, würden diese aber streng ahnden, da sie gegen die jeweiligen Leitbilder der Klubs verstoßen, heißt es unisono. Damit es gar nicht erst so weit kommt, versuchen einige, auch schon die Jüngsten zu sensibilisieren. So etwa die beiden Linzer Klubs.
Beim FC Blau-Weiß Linz sei man bei diesem Thema generell achtsam, auch unter den Fans, heißt es. Zusätzlich werden diese aber bei Fanstammtischen und im Austausch mit Fanvertretern und -vertreterinnen aufgeklärt. „Innerhalb des Vereins und der Fans gibt es eine klare Haltung dazu und etablierte Verhaltensregeln, welche auch gelebt werden“, teilt Pressesprecherin Laura Riener mit. Des Weiteren unterstütze der Verein diverse Kampagnen der Bundesliga zu diesem Thema. In Zukunft sind auch Schulungen für Nachwuchstrainer geplant, damit auch den Kleinsten von Beginn an die richtigen Werte vermittelt werden.
Beim Stadtrivalen setzt man auf eine ähnliche Strategie. Im Rahmen der Initiative Kickstart, mit der der LASK schon seit 2019 kooperiert, versucht der Verein, Kinder und Jugendliche auch zum Thema Homophobie zu sensibilisieren. Das gelte besonders für die Akademiespieler, sagt LASK-Medienmanager Christoph Gaigg. „Damit sie die Werte des Vereins von klein auf übernehmen.“
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Fotos: GEPA pictures