Re- und Upcycling

Kluge Konzepte gegen Kunststoffmüll

Der weltweit anfallende Plastikmüll ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN gelangen dadurch jedes Jahr mehr als drei Millionen Tonnen Mikroplastik in die Umwelt, rund 1,5 Millionen Tonnen davon in die Meere. Und dort verweilt das Material für sehr lange Zeit. So dauert es rund 450 Jahre, bis sich eine PET-Flasche so weit zersetzt hat, dass sie als  Mikroplastik auf den Meeresgrund sinkt, von wo sie wieder über Organismen in die Nahrungskette gelangen kann. Und die Masse der produzierten Kunststoffe wächst weiter an. 2021 wurden weltweit mehr als 390 Millionen Tonnen hergestellt, das führt zu immensen Müllbergen. Allein in Österreich fallen jedes Jahr mehr als 900.000 Tonnen Plastikmüll an, wovon rund 50.000 Tonnen Getränkeverpackungen sind.

Müllvermeidung ist daher ein entscheidender Aspekt, um Ressourcen zu schonen. Das haben auch die Vereine der Bundesliga erkannt. Ihre Maßnahmen unterscheiden sich teilweise sehr stark. Sie reichen von Müllsammelaktionen über Konzepte zur Müllvermeidung, etwa durch Mehrweggeschirr, bis zum Upcycling wie der Wiederverwendung gebrauchter, aber noch verwendbarer Sportbekleidung.

 

Mehrweg im Trend

Während der Cashpoint SCR Altach seit Jahren auf Mehrwegprodukte setzt und der TSV Egger Glas Hartberg im März 2022 von Einweg- auf Mehrwegbecher umgestellt hat, plant der RZ Pellets WAC ebenfalls, bei den Stadionkiosken von Ein- auf Mehrweg umzusteigen. Darüber hinaus soll die Mülltrennung im Stadion verbessert werden, heißt von den Kärntnern.

Der LASK hat damit bereits Erfahrung. Als die Linzer während des Stadionneubaus vorübergehend in Pasching spielten, erklärten sie die dortige Heimstätte zur einwegfreien Zone. Das gilt nun auch in der neu errichteten Raiffeisen Arena in Linz: Gemeinsam mit einem Sponsor, der Filteranlagen herstellt, wurde die Arena zur „Plastic-Free-Zone“ – bei den Heimspielen in Linz kommen also ausschließlich Mehrwegbecher zum Einsatz.

Die SV Guntamatic Ried setzt eigenen Angaben zufolge seit Jahren im Kantinen- und Gastrobereich ebenfalls auf Mehrwegbecher mit Pfandsystem. Auch die Rieder arbeiten mit demselben Unternehmen wie der LASK zusammen. Seit fast drei Jahren sind im Trainings-, Kabinen-, Gastro- und VIP-Bereich des Stadions Wasserspender installiert, wodurch die zuvor zahlreich anfallenden Einwegmineralwasserflaschen weitgehend verbannt sind. „Auf diese Weise haben wir den Verbrauch von Mineralwasserflaschen in sämtlichen Bereichen auf ein Minimum reduzieren können“, sagt Pressesprecher Christian Huber.

Auch der SK Puntigamer Sturm Graz hat sich vorgenommen, ab der Saison 2023/24 keine Plastikflaschen mehr im sportlichen Bereich bei den Heimspielen einzusetzen. Zudem sollen demnächst „STURM HILFT“-Fanartikel, die fair, regional und nachhaltig produziert werden, ins Sortiment aufgenommen werden.

Beim SK Austria Klagenfurt halten die Mehrwegbecher ebenfalls zur kommenden Saison Einzug. Darüber hinaus organisiert der Verein immer wieder Mistsammelaktionen.

 

Im Gewand der Großen

Weg von der Plastikflasche hin zum Pappbecher, heißt das Konzept bei der WSG Tirol: In Wattens arbeiten sie gemeinsam mit ihrem Trikotsponsor, einem deutschen Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, das „verbraucherorientierte Sortimentskonzepte“ wie Einmalgeschirr aus Pappe herstellt. Das Unternehmen lege viel Wert auf die Wiederverwendung und das Recyclen der eigenen Produkte. Zudem verfüge es über eigene Mülltrennungssysteme und eine Recyclinganlage, heißt es von der WSG. Dieses Know-how wollen die Wattener nutzen. „Wir erstellen in Kooperation mit Papstar gerade ein Konzept, um im Stadion ausschließlich Produkte aus Pappe zu verwenden und das eigens entwickelte Entsorgungssystem umzusetzen“, sagt Pressesprecher Thomas Strickner.

Schon jetzt verwenden die Wattener bei den Auswärtsfahrten ihrer Kampfmannschaft Mehrweggeschirr. Und daheim wird Upcycling betrieben. „Bei der Trainingsbekleidung der Spieler achten wir darauf, sie bestmöglich weiterzuverwenden“, sagt Strickner. „Sofern sich die Kleidung in einem einwandfreien Zustand befindet, wird sie an einen anderen Spieler weitergegeben.“ Zudem werde die Trainingsbekleidung der Profis am Ende der Saison zu einem großen Teil an den Nachwuchs oder die zweite Mannschaft abgetreten. Bevor die Nachwuchskicker also in die Fußstapfen der Profis steigen, können sie zumindest schon einmal in deren Gewand schlüpfen.

 

Upcycling am Verteilerkreis

Und auch in der Hauptstadt versuchen die Klubs schon seit Längerem, durch kluge Lösungen den wachsenden Müllberg abzutragen. Während beim SK Rapid nach eigenen Angaben im gesamten Umfeld des Allianz Stadions auf Recycling geachtet werde, will die Wiener Austria in Zukunft vor allem ihre Kreislaufwirtschaft verbessern. So sollen etwa leere Druckerpatronen aus der Geschäftsstelle wiederbefüllt werden.

So verschieden die Maßnahmen in ihrer Summe auch sind, so eint sie alle doch das gemeinsame Ziel – den anfallenden Müll im Betrieb eines Profiklubs so gering wie möglich zu halten.

 

Fotos: GEPA Pictures