Mobilität
Gebt mir ein E!
Wenn es um nachhaltiges Wirtschaften im modernen Profifußball geht, ist die Mobilität eine der größten Herausforderungen. Viele internationale Klubs legen pro Saison mehrere tausend Flugmeilen zurück und produzieren so immense Mengen an Treibhausgasen. Laut ORF verursachten im Jahr 2019 allein die 20 international erfolgreichsten Spieler durch Flugreisen mehr als 500 Tonnen Kohlendioxid. Ein noch größerer CO2-Ausstoß entsteht durch die Reisen der Fans zu den Spielen. So ist es nicht überraschend, dass auch Österreichs Fußballklubs besonders bei Fragen der Mobilität auf neue Konzepte und Einsparmaßnahmen setzen – in erster Linie auf elektronisch betriebene Fahrzeuge.
Der CASHPOINT SCR Altach etwa stellt seinen Spielern Mountainbikes zur Verfügung, um den Weg zum Stadion zu erledigen. Zudem sei ein E-Auto für die Geschäftsstelle angeschafft worden, um Dienstfahrten zu erledigen – eine passende Ladestation direkt an der Cashpoint Arena inbegriffen. Darüber hinaus erweitere der Verein laufend die Fahrradabstellplätze beim Stadion. Aktuell liegt die Gesamtzahl bei rund 450 Plätzen.
Auch im zehn Kilometer nördlich gelegenen Lustenau soll die Klimawende so schnell wie möglich erreicht werden. Wie der Vorarlberger Rivale aus Altach ist auch Austria Lustenau Mitglied im Klimaneutralitätsbündnis „turn to zero“. Dabei handelt es sich um ein Firmenbündnis, das Unternehmen dabei unterstützt, in ihrer Treibhausgasbilanz den Turnaround zu erreichen, wie es auf der Website heißt. Klimaneutralität lautet das große Ziel, konkret wollen die Lustenauer der nachhaltigste Fußballklub in Österreich werden – und das bis zum Jahr 2027. Moderne Mobilität spielt dabei eine wichtige Rolle. Neben Firmenfahrrädern für Spieler und Mitarbeiter, die es bereits gibt, wird im Zuge der Planungen für einen Stadionneubau gerade auch an einem passenden Mobilitätskonzept gebastelt. Dieses sieht lediglich 50 bewirtschaftete Autoparkplätze vor. Der Rest soll zu Fuß, mit dem Rad oder per Bus geregelt werden.
Technik und Anreize
Die meisten Bundesliga-Vereine setzen sowohl auf neue Technologien, also E-Mobilität, als auch eine bessere An- und Einbindung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Wiener Austria plant zum einen, ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen und weitere E-Ladestationen zu installieren. „Erste Fahrzeuge wurden bereits durch E-Autos ersetzt und mehrere E-Ladestationen in der Garage der Generali Arena errichtet“, sagt Philipp Marx, Leiter der Austria-Medienabteilung. Zum anderen soll aber auch das Mobilitätskonzept am Spieltag angepasst werden. Die Besucher sollen etwa besser darüber informiert werden, wie sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können.
Auch der SK Rapid setzt auf E-Mobility und will deshalb seinen Fuhrpark weiter umweltfreundlich umrüsten. Sturm Graz hat gerade erst neue E-Ladestationen am klubeigenen Trainingszentrum im Stadtteil Messendorf errichtet. Und der RZ Pellets WAC will in den kommenden ein bis zwei Jahren komplett auf E-Mobilität umstellen. Auch der TSV Egger Glas Hartberg denkt im Zuge eines angestrebten Stadionneubaus darüber nach, wie der Umweltschutz integriert wird. Dazu zählen Ideen wie die Anbindung an das E-Tankstellennetz und ein Park+Ride-System zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. „Für kurze Wege oder das Beliefern der diversen Kantinenstände wurde ein E-Lastenrad angeschafft, um kurze Strecken nicht umweltschädigend oder umweltbelastend zu absolvieren“, sagt TSV-Sprecher Roland Puchas.
Kurze Wege
Beim SK Austria Klagenfurt kann man schon erste Erfolge im Bereich Mobilität verbuchen: So kommen laut Klubangaben 90 Prozent der Spieler und Mitarbeiter täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder E-Scooter zur Arbeit. Zu Turnieren und Meisterschaften reisen die Jugendteams gemeinsam mit dem Mannschaftsbus oder in zwei Kleinbussen an. Darüber hinaus achten die Klagenfurter darauf, dass die Wohnstätten der Spieler in naher Umgebung zum Trainingsplatz liegen. „Dann benötigen sie kein Auto, um zur Arbeit zu kommen“, sagt Daniela Mayr, verantwortlich für Marketing und Sponsoring.
Ähnlich geht es bei der WSG Tirol zu: „Die Komprimierung diverser Fahrten steht bei uns vermehrt im Mittelpunkt – seien es Fahrten zur Post oder auch beim Nachwuchs“, sagt Pressesprecher Thomas Strickner. Eigens für die Jugendmannschaften habe der Verein kürzlich zwei Busse angeschafft, damit nicht jedes Elternteil separat zu den Auswärtsspielen mit dem Auto anreisen muss. „Generell basiert unser Ausbildungskonzept auf einer besonders ausgeprägten regionalen Ausrichtung. Durch kurze Wege zum Training sollen die Nachwuchstalente aus der Region langfristig an den Verein gebunden, aber auch die Umweltbelastung so gering wie möglich gehalten werden“, sagt Strickner.
Auch bei der SV Guntamatic Ried ist das Thema E-Mobilität im Kommen: „Im Parkplatzbereich der josko ARENA sind Ladestationen für E-Autos angebracht. Des Weiteren setzen wir hauptsächlich auf regionale Anbieter und versuchen auch dadurch, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten“, sagt Vereinssprecher Christian Huber. Damit die Fans nicht einzeln mit dem Auto zu Auswärtsspielen fahren, biete der Klub zusammen mit den Fanklubs Busreisen an.
Mit Bus und Bonus
Der LASK wiederum versucht, möglichst viele Fans am Spieltag zur klimafreundlichen Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. Dazu haben die Linzer die „Car-O-Mobility-App“ eingeführt. Mit dieser erhalten die Fans am Spieltag einen digitalen Fahrschein im Tarifgebiet der Linz AG Linien. Fans, die bereits einen Fahrschein besitzen, etwa das Klimaticket, erhalten einen Bonus von 50 Cent. App-Nutzer ohne eigenes Ticket erhalten 25 Cent. Der Bonus kann am jeweiligen Spieltag an den Stadionkiosken eingelöst werden.
Fotos: (1) Redtenbacher, FK Austria Wien, (2) Hartberg oeko-mobil.at